Was kostet ein guter Hochzeitsfotograf?
Welche Unterschiede entscheiden über den Preis?
Auf welche Kriterien solltet ihr achten?
In meinem letzten Artikel habe ich erklärt, was bei der Wahl des Hochzeitsfotografen grundsätzlich beachtet werden sollte. In diesem Artikel möchte ich euch die Kosten eines Hochzeitsfotografen genauer erläutern.
Euer Budget für den/die Hochzeitsfotografin
Wenn ihr eure Hochzeit plant, kommt natürlich schnell das Thema Budget auf den Tisch. Erst das gesamte und dann auch die Teilbeträge für Brautkleid und Anzug, Ringe, Torte, Fotograf und so weiter. Oft kommen dann auch viele kleine Posten zusammen, die in der Summe einiges ausmachen. Natürlich sollt ihr euch für keinen der Posten überschulden und alles sollte in einem vernünftigen Rahmen passieren und zu euren Einkommens- und Vermögensverhältnissen passen. Aber was darf nun ein guter Hochzeitsfotograf kosten?
Im Hinblick auf eure Hochzeitsfotos möchte ich euch Folgendes auf den Weg geben:
Eure Torte ist hinterher gegessen und euer Blumenstrauß verwelkt. Die Fotos bleiben.
Das was euch (und vielleicht sogar eure Enkel) lebenslang begleiten wird, sind die Fotos von diesem Tag.
Der Wert eurer Fotos steigt mit jedem Jahr und euer Hochzeitstag ist unwiderruflich verloren und leider auch nicht wiederholbar. Ich merke immer wieder, dass das vielen Hochzeitspaaren zum Zeitpunkt der Hochzeitsplanung noch gar nicht so richtig bewusst ist. Oft spreche ich mit Paaren die dann im Nachhinein doch unglücklich waren, am falschen Ende gespart zu haben, weil der Onkel eine gute Kamera hatte und in der Freizeit Landschaften fotografiert.
Grundsätzlich gibt es für fast jedes Budget einen Hochzeitsfotografen oder eine Hochzeitsfotografin. Dennoch gibt es große Unterschiede, die sich vor allem in der Erfahrung bemerkbar macht. Wenn euch eure Fotos tatsächlich nicht so richtig wichtig sind (bitte denkt dabei langfristig), dann könnt ihr euch auf die Suche nach einem ambitionierten Hobbyfotografen oder Anfänger machen. Diese werden und können in der Regel weniger verlangen, als ein Profi, der sich auf Hochzeiten spezialisiert und schon viele Hochzeiten begleitet hat. Jedoch wird der/die Hobbyfotograf:in oder Anfänger:in eben wenig bis keine Erfahrung mit Hochzeiten haben und euch somit keine Garantie geben, dass die Fotos so werden wie ihr sie euch vorstellt und es kann gut sein, dass besondere Momente fehlen.
Profi-Hochzeitsfotograf oder Hobbyfotograf?
Natürlich gibt es auch talentierte „Jung-Fotografen“ und erfahrene Fotografen, denen Talent und/oder Gespür für Hochzeiten und deren wichtige Momente fehlt – umso wichtiger ist es deshalb, dass ihr euch die Fotos anseht und mit dem/der Fotograf:in über eure Wünsche und Vorstellungen sprecht, um bestmöglich abzuchecken, was dahinter steckt. Im Gespräch werdet ihr dann schnell merken, ob ihr es mit einem Profi zu tun habt, der euch berät und weiß wovon er spricht, oder ob da nur jemand sein Ding durchziehen und möglichst viel verdienen will oder noch wenig Ahnung von der Hochzeitsfotografie hat. Hört unbedingt auch auf euer Bauchgefühl!
Ein guter Hochzeitsfotograf wird immer auf ein persönliches Gespräch bestehen (egal ob telefonisch, Videocall oder ein Treffen) und er wird euch nach euren Wünschen und Vorstellungen fragen. Denn ihm oder ihr wird ebenfalls wichtig sein, dass Vorstellungen und Sympathie zusammenpassen. Ebenso wird er mit euch den Tagesablauf durchgehen und euch beraten, wann der beste Zeitpunkt für eure Fotos ist, damit es zu eurem Zeitplan passt – ein Profi kann aus allen Bedingungen das Beste rausholen. Egal, ob strahlender Sonnenschein oder Regen. Er oder sie wird euch Vor- und Nachteile bestimmter Abläufe erklären und die Kosten einfach und transparent darlegen ohne irgendwelche versteckten Haken und Aufpreise. Und ja, dieser Service kostet natürlich mehr, denn er kostet Zeit.
Ein Fotograf der keine (Beratungs-)Gespräche anbietet und nur das Nötigste macht, nur wenige Fotos dazu gibt, keine Bearbeitung anbietet und jeden Posten extra berechnet, ist vielleicht auf den ersten Blick etwas günstiger. Es kann dann aber sein, dass im Nachhinein noch Kosten dazu kommen (Fahrtkosten; Aufschlag, wenn man nicht mit der Veröffentlichung der Fotos einverstanden ist, begrenzte Anzahl an bearbeiteten Fotos, etc.) – klärt also auch unbedingt ab, was alles dabei ist bzw. was nicht.
Folgende Fragen solltet ihr unbedingt stellen:
- Gibt es versteckte Folgekosten?
- Wie viele Hochzeiten hat er/sie schon fotografiert?
- Hat der/die Fotografin noch weitere Fototermine an eurem großen Tag?
- Ist er/sie verlässlich und immer für euch erreichbar?
- Wie viele Bilder können ca. erwartet werden?
- Gibt es einen Notfallplan, falls der/die Fotografin an eurem Tag krank werden sollte?
- Gibt es besondere Zusatzleistungen? (z.B. Fotoalbum, Online-Galerie, Abzüge)
Was muss man bei der Kalkulation beachten?
Um aufzuzeigen, wie sich die Kosten für einen guten (erfahrenen) hauptberuflichen Hochzeitsfotografen zusammensetzen, möchte ich euch einer fiktiven Beispielberechnung zeigen, damit sich das Ganze besser einordnen lässt. Denn auch ich bekomme oft aufs erste die Rückmeldung, dass 300 – 450 € Stundenlohn „ja wohl ganz schön viel sind“ und zweifle wenn ich sehe, wie unrealistisch viele Kolleg:innen ihre Stundensätze kalkulieren.
Zunächst muss man sich bewusst sein, dass jemand der (fast) ausschließlich Hochzeiten begleitet, den Großteil seiner Einnahmen von April bis Oktober generieren muss, denn von November bis März finden selten Hochzeiten statt, deren Begleitung über das Standesamt hinaus geht. Im Schnitt hat er oder sie also sechs Monate Zeit, um den Großteil zu erwirtschaften. Die Anzahl der Wochenenden ist natürlich begrenzt. Es gibt in dieser Zeit auch Wochenenden mit Feiertagen, an denen keine Trauungen stattfinden. Somit ist es realistisch mit 20 großen Hochzeiten (8 – 12 Stunden) und 15 bis 25 kleinen Hochzeiten (2 – 6 Stunden) pro Jahr zu kalkulieren.
Ein Spezialist ist natürlich auch immer etwas teurer als jemand, der alles anbietet.
Lasst ihr euch bei Knieproblemen lieber vom Hausarzt oder vom Spezialisten für Knie operieren? 😉
Das ist definitiv bei der Kalkulation zu berücksichtigen und mindestens genauso wichtig: Es ist nicht nur die Begleitung am Hochzeitstag, sondern auch das Vorgespräch und die Vorbereitungen, E-Mails, Telefonate und die Nachbearbeitung: Das Sichern und Sortieren der Fotos, Auswahl und Nachbearbeitung so wie zum Beispiel das Hochladen der Fotos in eine Online-Galerie, Erstellung einer zusätzlichen Gästegalerie, mehrfache Sicherung und sonstige Nachbereitung. Da kommen schnell 30 Stunden zusammen.
Wie viele Stunden Arbeit stecken wirklich in einer Hochzeitsreportage?
Anfrage & Kennenlerngespräch
- 10 Minuten Bearbeitung der Anfrage
- 15 Minuten Vorbereitung des Kennenlerngesprächs
- 45 Minuten Gespräch und Beratung
- 30 Minuten Nachbereitung mit Zusendung des Angebots.
= 100 Minuten
Nach der Buchung
- 30 Minuten Aufbereitung und Zusendung der nötigen Unterlagen
- 30 Minuten Zwischencheck, weitere Besprechungen
- 30 Minuten besprechen der letzten Details vor der Hochzeit
= 90 Minuten
Eure Hochzeitsreportage
- 30 Minuten Checken, Säubern und Packen des Equipments
- 30 Minuten Puffer für die Anfahrt (je nach Entfernung natürlich noch mehr)
- 45 Minuten Anfahrt im Durchschnitt (variiert)
- 8 Stunden vor-Ort-Fotoreportage
- 10 Minuten Equipment zusammenpacken
- 45 Minuten Heimfahrt
= knapp 11 Stunden
Die Nachbearbeitung (bei ca. 3.000 Fotos)
- 45 Minuten sichern und überspielen der Fotodateien auf den Computer
- 30 Minuten importieren der Dateien in das Bildbearbeitungsprogramm
- 3 Stunden Vorauswahl der zu bearbeitenden Fotos
- 10 Stunden Bearbeitung der ausgewählten Fotos (mal mehr mal weniger)
- 1 Stunde Export, Erstellen und Upload der Online-Galerie
- 30 Minuten Nachkommunikation mit dem Hochzeitspaar
- 15 Minuten mehrfache Sicherung auf verschiedene Festplatten
= 15 Stunden
Summe total: ca. 30 Stunden
Der Stundensatz liegt also bei einer 8stündigen Hochzeitsreportage für 2.800 € nicht bei 350 € sondern weit darunter.
Welche Kosten hat ein guter Hochzeitsfotograf?
Natürlich gibt es auch einiges an Aufwand und Kosten die gedeckt werden müssen (auch wenn man kein Fotostudio hat):
Hierzu gehören nicht nur Kamera und das Equipment, sondern auch Beiträge zu Versicherungen, Handwerkskammern, Werbung, Hosting der Website, Gebühren für Software und Tools, Porto, Mobilfunk und Internet, Weiterbildung und viele Kleinigkeiten. Reserven müssen ebenfalls einkalkuliert werden, schließlich kann immer mal etwas kaputt gehen. 15.000 € jährlich sind dafür nicht zu großzügig kalkuliert.
Wenn man nun noch Umsatzsteuer (19 %), Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge, Einkommenssteuer und Gewerbesteuer abzieht, wird im Schnitt vom Umsatz etwa gut 1/3 netto übrig bleiben.
Als Einzelunternehmer wird man im Süden Bayerns etwa ein monatliches Einkommen von mindestens 2.500 € netto anstreben und benötigen, denn die Lebenshaltungskosten sind hier entsprechend hoch. Außerdem hat man wesentlich mehr Risiko als als Angestellter und bekommt weder während Krankheitstagen, noch im Urlaub eine Lohnfortzahlung und muss die Kosten für die Sozialversicherung komplett selbst tragen. In anderen Landkreisen und Bundesländern, kann auch ein niedrigeres Einkommen noch profitabel sein.
Um 2.500 € netto zu erhalten müssten somit 7.500 € Umsatz pro Monat bzw. 90.000 € Umsatz jährlich gemacht werden.
Wenn wir an 35 Tagen pro Jahr gebucht sind, müssten wir durchschnittlich 2.571 € pro Hochzeit verdienen.
Dieses Beispiel ist fiktiv, aber trotzdem nah an der Realität. Ich hoffe damit etwas mehr Bewusstsein für die Preise und Kosten von Hochzeitsfotografen schaffen zu können. Ein Preis von unter 1.500 € für eine 8stündige Begleitung durch einen hauptberuflichen Fotografen ist leider einfach nicht realistisch und wird über kurz oder lang mindestens zu Frustration, wenn nicht zur Geschäftsaufgabe eines Fotografen führen. Über die Wertschätzung für die Dienstleistung und Arbeit brauchen wir da auch gar nicht mehr reden. Eventuell kann man dies durch die Menge der Hochzeiten noch einigermaßen kompensieren, aber erstrebenswert ist das für keine Seite.
Nur ein Fotograf ohne Existenzängste, wird euch entspannt, professionell und motiviert begleiten können.
Spart daher lieber an einer anderen Stelle, wünscht euch einen Zuschuss zum Fotografen-Budget oder schaut, ob ihr Stunden reduzieren könnt. Die wenigstens Reportagen benötigen mehr als 12 Stunden.
P.S. Der tatsächliche Preis hängt in erster Linie von der Stundenzahl ab, die ihr benötigt und welche Zusätze ihr noch bucht z.B. Fotoalbum. Lasst euch ausführlich beraten und schaut, was für euch Sinn ergibt. Das Beispiel dient vor allem dazu aufzuzeigen, worauf ihr achten solltet, dass ihr den Posten nicht zu knapp kalkulieren solltet und dass eben sehr niedrige Preise einfach nicht realistisch sind.
Realistisch für eine Reportage für etwa 8 – 10 Stunden sind zusammengefasst die folgenden Preise:
- Hobbyfotograf, Anfänger: 500 – 1.000 Euro
- Fotograf mit wenig Berufserfahrung bzw. nebenberuflich: 1.500 – 2.000 Euro
- Fotograf mit Erfahrung: 2.500 – 4.000 Euro (über 60 Hochzeiten)
- Fotograf mit sehr viel Erfahrung: ab 4.000 Euro aufwärts (über 120 Hochzeiten)
Nicht vergessen: nebenberufliche / Hobbyfotografen machen meist auch von der Kleinunternehmerregelung gebrauch und müssen euch somit keine 19 % Mehrwertsteuer in Rechnung stellen – somit ist ein geringerer Endpreis möglich. Hauptberufliche Fotografen kommen da leider nicht drumherum und müssen diese direkt an das Finanzamt abführen.
Checkliste
Damit ihr eure Angebote leichter vergleichen könnt, habe ich euch eine Checkliste mit verschiedenen Kriterien für die Wahl zusammengestellt.
Der Text hat euch weitergeholfen und ihr könntet euch vorstellen, dass ich euch begleite? Dann freue ich mich darauf mehr von euch und eurer Hochzeit zu erfahren!
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